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Nachlese: Fledermaus-Exkursion mit Justus Jonas

Vom Heideportal Turmhof in Rösrath aus ging es mit Fledermaus-Detektoren auf die Suche in die Wahner Heide.

Jonas Schaffrath (BUND) gibt zuvor eine kleine Einführung in die Welt der Fledermäuse

Jonas Schaffrath (BUND) gibt zuvor eine kleine Einführung in die Welt der Fledermäuse

© Justus Siebert
Es war schon heiß an diesem Freitag, aber zum Glück finden Fledermäuse ja erst abends bzw. nachts statt, und ab 20 Uhr war es dann einigermaßen erträglich. Bevor es aber losging mit Jonas Schaffrath vom BUND, gab es von ihm noch eine Einführung in die Welt der Fledermäuse, logistisch unterstützt von Justus Siebert (Bündnis Heideterrasse e.V.), in Sachen Beamer aufbauen und Raum vorbereiten.

So erfuhren die TeilnehmerInnen, welche Arten es gibt (an die 1000 weltweit, 30 in Mitteleuropa, 9 im Kölner Raum), wie sie leben und was sie fressen (Insekten, die sie im Flug fangen), warum sie bedroht sind (Verlust von Tagesquartieren, Keller, Dachböden, Höhlen, Rückgang der Insekten) und wie man ihnen helfen kann (Fledermaus-Kästen, Einsatz für Erhalt von Lebensraum und Nahrungsgrundlage). Im Anschluss wurde der Gebrauch der Fledermaus-Detektoren erklärt, wie man die Echolot-Signale hörbar machen und deuten kann.

Jonas erklärt die Handhabung der Fledermaus-Detektoren

Jonas erklärt die Handhabung der Fledermaus-Detektoren

© Justus Siebert
Dann war es auch schon nach 21 Uhr, Dämmerung, und somit ein guter Zeitpunkt um die ersten Tiere auf ihrem Weg vom Tagesquartier, Baumhöhlen oder Spalten unter dem Dachgebälk vom Turmhof, zum Jagdrevier in der Heide zu orten. Und tatsächlich schlugen die Geräte schon nach wenigen Metern Wegstrecke, an der Straße entlang der Weidekoppel, an. Gegen den noch hellen Himmel konnte man die Fledermäuse auch sehen: wie hektisch flatternde, nach hinten fliegende Vögel sahen sie aus. Welche Arten wir da nun gesehen und gehört haben, das lässt sich nicht so einfach sagen, auch vom Fachmann nicht. Zwar gibt es einige Anhaltspunkte, wie Frequenz, Taktung und Flugbild, aber diese ähneln sich oft auch. Ein Detektor ist also eine einfache aber eher vage Möglichkeit, Fledermäuse zu bestimmen, für eine eindeutige Bestimmung müsste man sie einfangen. Das hatten wir aber heute nicht vor.

Los gehts, vom Turmhof aus in die Wahner Heide

Los gehts, vom Turmhof aus in die Wahner Heide

© Justus Siebert
Was auffiel: eigentlich war dieser August-Abend ein guter Zeitpunkt für Fledermäuse: kein Regen und kein Wind, die Jungtiere dürften auch schon flügge geworden sein, aber es waren auch unter den Straßenlaternen kaum Insekten unterwegs. Und auch nur punktuell Fledermäuse. War es doch kein so perfekter Abend für sie? Zu trocken? Waren wir zu spät, zu früh, an der falschen Stelle unterwegs? Oder gibt es tatsächlich auch in der Wahner Heide weniger Insekten, Nachtfalter, und somit auch weniger Fledermäuse? Oder spielt der Flughafen Köln / Bonn, den wir vom Busenberg aus sehen konnten, eine Rolle? Indem er als nächtliche Lichtquelle alle Nachtfalter schluckt, Stichwort Lichtverschmutzung? Oder machen sich Fluglärm und Flugzeug-Emissionen negativ bemerkbar? Aber dann hätte dieses Corona-Jahr sich positiv für die Natur der Wahner Heide auswirken müssen, denn im Frühjahr, im Lockdown, hatte es hier fast keinen Flugbetrieb gegeben. Und auch heute war eine Viertelstunde lang kein Flugzeug zu sehen oder hören, zu normalen Zeiten gehen diese auch nachts im Minutentakt rein und raus.

Eine Fledermaus, über der Koppel gegenüber vom Turmhof: Aber welche?

Eine Fledermaus, über der Koppel gegenüber vom Turmhof: Aber welche?

© Justus Siebert
Jedenfalls, viele Fragezeichen, die Justus und Jonas spontan nicht auflösen konnten, aber das Phänomen Insekten-Sterben ist ja nicht nur eines in der Wahner Heide sondern beschäftigt weltweit die Experten. Wobei: Dieses warme und trockene Corona-Jahr war bislang gar nicht so schlecht für die Insekten in der Waner Heide. Heuschrecken und Feldgrillen gab es zu Hauf, und Tagfalter profitieren dieses Jahr definitiv von der Fülle an sommerblühenden Arten wie Schafgarbe, Kornblume, Heidenelke Klatschmohn. Aber gilt das auch für Motten und Nachtfalter? Oder war die Witterung für Mücken nicht gut? In der offenen Heide, im Geisterbusch, haben die Detektoren dann gar nicht mehr angeschlagen. Erst am nächsten Waldrand gab es wieder Signale. Nicht ganz so verwunderlich, denn sie orientieren sich gerne Strukturen wie Bäumen oder Flussläufen.

Und zum Schluss, wieder auf der Straße, da gab es dann diese eine Laterne, die heftig umschwirrt war, und da gab es dann auch wieder zahlreiche Fledermaus-Signale. Und einige flogen auch dicht über unsere Köpfe hinweg. Die meisten der heute georteten Tiere waren Zwergfledermäuse, die häufigste Art. Ob auch eine Breitflügelfledermaus oder  ein Mausohr dabei gewesen ist, darüber gibt ja vielleicht die Auswertung des Batloggers Auskunft. Dieses Gerät kann die Signale nämlich auch aufzeichnen.

Für heute Nacht jedenfalls waren wir erstmal durch, kurz vor Mitternacht zurück am Turmhof. Ein kleiner interessanter Blick in die Fledermauswelt der Wahner Heide war es auf jeden Fall, auch wenn gefühlt mehr Fragen aufgetaucht als beantwortet worden sind. Aber da kann man ja dran bleiben. Und nächstes Jahr wird es wieder eine Fledermaus-Exkursion in die Wahner Heide geben. Vielleicht in eine andere Ecke, Richtung Förstchensteich oder Tongrube, ans Wasser also, vielleicht mal mit dem Fahrrad, mal schauen.

Video-Mitschnitte von dieser Exkursion am 07.08.2020

© Justus Siebert

Heideportal Turmhof, Logo
Bündnis Heideterrasse e.V.

Öffnungszeiten

  • Donnerstag + Freitag:
    9 bis 16 Uhr

    Samstag + Sonntag:
    10 bis 17 Uhr
    März bis Oktober:
    bis 18 Uhr

Video Eröffnung 01.05.2012

Video: Eröffnung Heide-Portal Turmhof, Rösrath