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Biotopverbund und Bachrenaturierung

Wie gut ist der Austausch zwischen Königsforst und Wahner Heide?

Blick auf die Grünbrücke über die L284

Blick auf die Grünbrücke über die L284

© BUND RBK
Die grossen Schutzgebiete Königsforst und Wahner Heide werden durch drei parallel laufende Transportwege voneinander getrennt, nämlich die Autobahn A3, eine Bahnlinie und die Rösrather Strasse (L284). Am 15.04.2018 führte Frau Janina Schmidt zu einigen natürlichen und menschengemachten Elementen, welche diese beiden Gebiete dennoch zum größten Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens verbinden. Wofür braucht man überhaupt einen Biotopverbund? Es geht darum, dass Tiere (und damit auch Pflanzen) wandern können, also ein Austausch von Arten und Genen stattfindet: Ein Gebiet, das ohne Austauschmöglichkeiten zerschnitten wird, läuft Gefahr, dass die Teile nicht mehr für eine sich selbst erhaltende Population reichen. Darüber hinaus können in den verbliebenen Fragmenten bereits durch zufällige, eigentlich nur örtlich begrenzte, Ereignisse Arten oder Gene verloren gehen.

Furt über den Giesbach im südlichen Königsforst

Furt über den Giesbach im südlichen Königsforst

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Studien in unterschiedlichen Ökosystemen haben gezeigt, dass sich Verluste besonders bei Schlüsselarten über die Ökosystemfunktionen hochskalieren und zum Beispiel zu gravierenden Veränderungen des Pflanzenbestandes und der davon abhängigen Tierwelt führen. Aber auch bei Nicht-Schlüsselarten können sich mehrfache Verluste auf den Lebensraum auswirken. Ein Biotopverbund zwischen Königsforst und Wahner Heide erfolgt auf dem Landweg durch die beiden Grünbrücken, die seit 2013 an einer Stelle Autobahn und Rösrather Strasse überbrücken. Die dort aufgestellten Fotofallen dokumentieren, dass die Grünbrücken durch das Wild zur Querung der Hindernisse zwischen Königsforst und Wahner Heide genutzt wird. Hier kann man sicherlich von einer Erfolgsgeschichte sprechen.

Ein kleiner Rohrdurchmesser bedingt eine starke Strömung (Kurtenwaldbach)

Ein kleiner Rohrdurchmesser bedingt eine starke Strömung (Kurtenwaldbach)

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Ein weiteres Ziel der Exkursion waren die aquatischen Verbindungselemente "Giesbach" und "Kurtenwaldbach". Beide entspringen im Königsforst und durchfliessen den Nordteil der Wahner Heide. In natürlichen Gewässern können sich die wasserbewohnenden Lebewesen stromauf und stromab hin und her bewegen. Dabei gehen Insektenlarven, Bachflohkrebse und andere Wirbellose bei Hochwässern oder Störungen durch Fressfeinde schon einmal leicht "in die Drift", das heißt, sie lassen sich kurz mit der Strömung bachabwärts tragen, also zum Beispiel weg von dem Fressfeind. Es wird davon ausgegangen, dass besonders bei Insektenlarven die Abtriebstrecke oft grösser ist, als die Larven durch stromauf gerichtete Bewegungen kompensieren. Bei den Insekten führen daher die geflügelten Adulten einen stromauf gerichteten Kompensationsflug durch. Keinen Kompensationsflug durchführen können Arten, die ihr ganzes Leben im Wasser verbringen, wie beispielsweise Krebse oder Fische. Sie sind auf die Durchlässigkeit in beide Richtungen angewiesen.

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In diesem Sinne optimal gelöst erscheint die Furt des Giesbach im südlichen Königsforst. Hier fliesst der Bach frei über den Waldweg. Typischerweise sieht die Situation aber anders aus, so auch wenige Meter stromauf, wo die Fußgängerbrücke den Bach quert. Unter den Brücken von Giesbach und Kurtenwaldbach wird der Bach in der Regel in ein oder zwei schmale Röhren gezwängt. Die Strömungsgeschwindigkeit in diesen Röhren ist entsprechend hoch. Tiere, die an die in der Wahner Heide typischen schwach strömenden sandgeprägten Niederungsbäche angepasst sind, schaffen es nicht, dieses Hindernis gegen den Strom zu überwinden. Renaturierungen betreffen folglich nicht nur die freie Strecke, sondern auch Querverbaue beziehungsweise Brückenwerke. Insgesamt betrachtet war es eine hochinteressante Exkursion, die für das Thema der Habitatszerschneidung sensibilisiert hat.


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